Was Yoga mit Pilgern zu tun hat und warum du es ausprobieren solltest. Ein Erfahrungsbericht
Oder was du lernst wenn du in drei Tagen 90 km quer durch die Berge wanderst.
An diesem Wochenende habe ich mich an ein neues Abenteuer heran gewagt. Schon seit längerer Zeit hatte ich die Idee, inspiriert von den Eltern meines Freundes an einer Fußwallfahrt nach Mariazell teilzunehmen.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder Menschen kennengelernt die dies Jahr für Jahr machen und die Idee gefiel mir einfach. Doch bisher hat es nie so wirklich geklappt. Und es stand, um ehrlich zu sein, auch nicht unter den Top 5 auf meiner Prioritätenliste. Doch in diesem Jahr war es anders. Zu Weihnachten informierte mich die Mutter meines Freundes, dass sie in diesem Jahr wieder eine Fußwallfahrt nach Mariazell planen würden und ob ich denn nicht Lust hätte mitzugehen.
Die Idee war gut und nachdem ich meinen Terminkalender befragt hatte, denn an dem ist es in den letzten Jahren immer gescheitert. So war wie durch ein Wunder genau dieser Termin und dieses Wochenende noch verfügbar. Am nächsten Tag sagte ich zu. Der August kam schneller zu mir als mir lieb war, denn die letzten Bergtouren hatte ich im November des letzten Jahres in Südafrika absolviert. Mein Training war wie man sich vorstellen konnte nicht sehr ausgeprägt.
Pilgern – 90 km über Stock und Stein
Am Donnerstag ging es los, um 6 Uhr morgens – ja, zum Pilgern steht man früh auf. Wir starteten auf der Sommeralm, wo uns ein etwas frischer Wind um die Ohren wehte und willkommen hieß. In der ersten Stunde fragte ich mich immer wieder woher die Alm ihren Namen hatte, denn vom Sommer war nichts zu bemerken.
Im ersten Moment überlegte ich ob ich wohl genug Kleidung mit hatte, denn wenn das Wetter so weitergehen würde, hätte ich doch besser die Skiunterwäsche einpacken sollen, oder noch besser anziehen sollen. Doch nach zwei Stunden des Unterwegs-Seins legte sich der Wind wieder und wir marschierten weiter über traumhaft grüne Almen und Wälder. Über Stock und Stein und ich konnte einen ersten Eindruck davon bekommen wie die nächsten Tag sein würden.
Pilgern – das am Weg sein steht im Vordergrund
Unsere Route führte uns in die unterschiedlichsten Gebiete, bergauf, bergab, mal tief in den Wald hinein, auf 1981 Meter Berggipfel, durch Heide und teilweise sogar ein Stück einer stark befahrenen Straße war auf unserer Route.
Von der Sommeralm auf die Stanglaml zur Wittmaierhütte – von der Wittmaierhütte über die Hundskopfhütte auf die Hohe Veitsch ins Graf Meran Haus – Vom Graf Meran Haus über den Gipfel der Hohen Veitsch über die Sohlenalm nach Niederalpl, über den Lieglergraben nach Gusswerk und über den Panoramaweg nach Mariazell.
Egal wo du dich am Weg befindest, du gehst Schritt für Schritt weiter, du setzt einen Schritt nach dem anderen. Das am Weg sein, das Unterwegs-Sein steht vorallem am Beginn im Vordergrund. Klar du solltest wissen wo du hin möchtest. Denn nur dann kannst du deinen Kurs und Weg korrigieren wenn du vom Weg abgekommen bist. Doch in erster Linie ist es wichtig einfach mal loszugehen und Schritt für Schritt weiterzugehen!
Pilgern – jeder Mensch hat einen anderen Weg
Beim Pilgern spricht man mit den Menschen die einen umgeben. Klar gibt es Momente wo absolute Stille herrscht. Wenn es steil bergauf geht und jeder mit sich selbst beschäftigt ist, oder einfach Ruhe einkehrt, bei einem tollen Ausblick – wo es dir einfach die Sprache verschlägt.
Doch ansonsten haben wir auf unserem gemeinsamen Weg auch viel gesprochen. Über das Leben, die Liebe, die Familie, die Freunde, das Reisen, die Welt. Für mich war es sehr spannend fünf neue ganz besondere Menschen kennenlernen zu dürfen die mich in meinem Pilgern unterstützt haben und die mir einen Ausschnitt ihrer Lebensgeschichte anvertraut haben. Ich finde es immer wieder spannend und wunderschön Lebensgeschichten erzählt zu bekommen.
Jeder hat seinen eigenen und individuellen Grund warum er pilgert und jeder von uns hat seinen eigenen Weg auf dem er sich bewegt und Schritt für Schritt weitergeht.
Pilgern – Die Einfachheit steht im Vordergrund
Auf dem Weg steht die Einfachheit im Vordergrund. Du trägst alle deine Dinge die du benötigst mit dir herum und hast alles in deinem Rucksack. Wortwörtlich und im übertragenen Sinne. Pilgern ist nichts für Schickimicki Damen und Herren, die jeden Tag das perfekte Make Up auflegen wollen und das Outfit farblich aufeinander abstimmen möchten. Beim Pilgern steht die Einfachheit im Vordergrund.
Es geht um Funktionalität und es ist wichtiger, dass die Kleidung bis zum nächsten Tag trocken ist und du dich warm genug eingepackt hast, als du dich darum kümmerst, dass dein Lidstrich sitzt. Für mich persönlich ist dies ab einem gewissen Zeitpunkt sehr befreiend. Ich liebe es von Zeit zu Zeit ungeschminkt durch die Welt zu gehen. Alle Masken fallen zu lassen und kugelsicher mit offenem Herzen durch die Welt zugehen.
Du hast ZEIT dich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu besinnen und sparst dir die Maskerade.
Pilgern – Meditation in Bewegung
Pilgern ist eine Meditation in Bewegung. Jeder Schritt den du machst bringt dich ein kleines Stückchen näher an dein Ziel und dennoch bist du voll und ganz im Moment. Denn oft hast du keine andere Wahl.
Wenn du auf einen Berggipfel aufsteigst, der Nebel einzieht, der Wind dir um die Ohren bläst und der Fels unter dir nass und glatt ist ist, weil der Himmel seine Schleusen geöffnet hat. Dann hast du keine andere Wahl als voll und ganz DA zu sein und voll und ganz im Moment zu sein. Jeder Schritt ist achtsam und voller Aufmerksamkeit.
Jeder Schritt voller Konzentration, denn jede Unachtsamkeit könnte dich zum Stürzen bringen, du könntest einen Stein lostreten und die Person hinter oder unter dir damit verletzten. Ein weiterer Moment ist diese gewählte Langsamkeit durch das Gehen.
Diese Kontinuität, diese Wiederholung, all das ist eine Meditation in Bewegung.
Pilgern – das Spüren eines jeden einzelnen Schrittes
Wenn du unterwegs bist und pilgerst kommt zu einem gewissen Zeitpunkt der Moment wo es mühsam wird, wo es anstrengend wird, wo du erschöpft bist. Der Moment wenn die Müdigkeit voll und ganz da ist, wenn du vielleicht sogar Schmerzen in deinen Füßen, in deinen Beinen oder sonst wo in deinem Körper hast. Und ich verspreche dir dieser Moment kommt, wenn du nur lange genug unterwegs bist. 😉
Das ist der Moment, wo du jeden Schritt spürst und dich fragt warum du das überhaupt machst, wieso du dir das überhaupt antust. Und in diesem Moment ist es wichtig, dass du dein Ziel kennst, dass du deinen Grund kennst und deine Intention, damit du weißt warum du in diesem Augenblick da bist und das tust was du tust.
Das ist auch der Moment wo dich die Gruppe und deine mentale Stärke weiter trägt. So dass, du weitergehst, auch wenn du schon müde und durchnässt bist und die Kälte in deinem Körper schon gut spürbar ist. Dann heißt es weitergehen und durchhalten, damit du dein Tagesziel erreichst und am Abend am Ziel ankommst.
Für mich persönlich ist Pilgern und das am WEG sein pures Yoga und pure Meditation, deshalb kann ich dir nur empfehlen Tag für Tag auf Pilgerschaft zu gehen und Tag für Tag deinen Weg ein Stückchen weiterzugehen.
Genieße dein Leben in vollen Zügen
xoxo Eva-Maria
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