Was Yoga für mich bedeutet – Ein Gastbeitrag von Giselheid Weller

Im November war ich für zwei wundervolle Wochen in Frankfurt im INSIDE YOGA um meine Personal Yoga Trainer Ausbildung zu machen und in diesen zwei Wochen durfte ich eine ganz besondere Yogatrainerin kennenlernen. Es könnte natürlich sein, dass uns der Umstand verbunden hat die einzigen zwei Ösis zu sein, doch das war in dieser Woche eigentlich sehr nebensächlich. Gisi hat mich einfach begeistert mit ihrer humorvollen und herzerfrischenden Art mit ihrem ansteckenden Lachen und ihrem unendlichen Schatz an Erfahrungen in der Yogawelt und abseits davon. Aus diesem Grund habe ich Gisi gebeten uns hier mal zu erzählen was Yoga für sie eigentlich bedeutet und wie sie eigentlich zum Yoga gekommen ist…

Warum ICH Yoga MACHE?

„Stell dich mal vor..! Wer bist du; was machst du; wie lange machst du schon Yoga?“

So beginnen – logo- die Vorstellungsrunden in einer komplett neuen Yogarunde zu Workshops oder auch Weiterbildungen.
Und obwohl ich in entsprechendem Rahmen diese Fragen in gleicher Weise an Personen adressiere, komme ich mir selber meistens etwas komisch vor, wenn ich darauf antworten soll.
Ist es, weil man immer dasselbe erzählt? Steckt vielleicht ein wenig Unsicherheit dahinter? Weiß ich überhaupt noch, warum? Es ist gar nicht so einfach, das Essentielle auf den Punkt zu bringen. Möglicherweise hat Yoga da begonnen, wo seine Unterstützung dringend nötig war. Es wird da schon ein bisschen etwas von allem mit hinein spielen. Und noch mehr. Trotzdem reicht das als Antwort nicht aus.

Eintrag ins Freundschaftsbuch

Oki. Also, von vorne – Eintrag ins Freundschaftsbuch:

Ich heiße Giselheid Weller.

Ich bin … ‚alt‘?! „I don’t believe in age!“ sagt Tao Porchon Lynch, älteste bekannte Yogalehrerin. Das drückt sehr gut aus, was auch ich „von einer Meinung zum Alter“ halte.
Wenn ich dann in 55 Jahren zu meinem Geburtstag auf dem Tisch tanze und mich von Eka Pada Koundiniasana in den Handstand hieve (was ich NOCH nicht kann, aber ich hab noch Zeit :-))), wird sich hoffentlich niemand wundern.
Ich bin also 41.

„Und wie war dein erstes mal?“

Nun gut.
Ich habe mit ungefähr 5 Jahren ein Yogabuch meiner Mama gefunden – aus den 70ern! Ich sah die lustig gekleideten Menschen in eigenartigen Posen. Alle blickten ernst. Und ich dachte das müsse toll sein, denn sie wirkten so erhaben. Ich bat meine Mama, mir vorzulesen. Ich erinnere mich genau: das Kamel!

Ich verstand rein gar nicht, was das mit einem Kamel zu tun haben sollte, und behauptete schlichtweg, meine Mama würde Späße mit mir treiben. Sie beharrte jedoch auf ihrer Aussage, und ich lernte im ersten Babystep, dass Yoga seine Essenz nicht im Aussen preisgibt, sondern dass man sich führen lassen und vertrauen muss. Diese Lektion sollte viel später wieder zum Tragen kommen. Und immer wieder aufs Neue.
Ich machte schließlich alle möglichen Asanas nach, und es interessierte mich lange nicht, wie die hießen.
Ich fragte, aber noch einmal die Mama, welche Bedeutung denn dieses eine besondere Bild hatte, das mir aufgefallen war, und sie erzählte mir von Meditation.
Fortan hatte ich die fixe Vorstellung: wer Yoga machte und meditierte, würde fliegen können. Ein Bild, dem ich nach wie vor ausgesprochen facettenreich immer wieder in meinem Leben begegne:
Ich probierte es ein paar mal, und tatsächlich hatte ich einmal das Gefühl, mein Körper würde leicht, mein Popo würde sich vom Boden lösen, und ich hatte das Gefühl, ich würde zwar „aussen“ alles wahrnehmen, wäre aber woanders; viel mehr innen.

Ich höre heute noch meine Mama ins Zimmer kommen und zu mir sagen:

„Gisi, hör jetzt auf mit dem Unfug!“

Bis ich Anfang Zwanzig war, hatte ich keine weiteren nennenswerten Ambitionen mehr.

Dafür ging’s [erst mal nach hinten] los: ich war mit mir irgendwie so dermaßen ins Ungleichgewicht geraten, dass sich dies in meinem Kopf als Overload, in meinem Herzen als dumpfe Schwere bemerkbar machte, und mein Körper verschiedene Symptome aufwies, die Ärzte bereits gerne unter Medikamentation gestellt hätten. Niemand anderer ist so gnadenlos ehrlich zu dir, wie deine Seele.

Damals sagte meine Gesangslehrerin am Konservatorium zu mir:

„Probier einmal Yoga!“

Wenige Monate zuvor hatte ich im Abverkauf ein Mini – Yogabuch mitgenommen, dass sich tatsächlich als wirklich gut herausstellte und mir bei meinen neuen, ernsthaften Gehversuchen in diese Richtung gute Dienste leistete.
Ich beschäftigte mich von nun an intensiver mit Yoga, wobei ich in allererster Linie darauf zu vertrauen versuchte, dass das, was ich da trieb, irgendwann Wirkung zeigen würde.
Diese Art des In sich Hineinspürens war mir ungewohnt und unangenehm geworden. Ich hatte Mühe zu halten und zu atmen; still zu halten. Ich hatte das Gefühl zu implodieren.

Und doch geschah es: Yoga wuchs neben der Musik zu meiner zweiten großen Liebe heran, zu meinem kleinen, großen Schatz (meine Tochter jetzt  mal ausgenommen! She definitely reigns!)
Ich wollte nicht, dass mir irgendjemand dies trüben könnte. So kam es, dass ich erst Jahre später, als ich den Beschluss gefasst hatte, eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen, zu meinem ersten Yogaunterricht kam.

Als ich in der Inforunde zur Ausbildung saß, habe ich wohl ein Gesicht gemacht, wie ein Kugelfisch kurz vor der todbringenden Selbstverteidigung. Ich glaube, niemand hat damals damit gerechnet, dass ich ein zweites mal kommen würde, um die Ausbildung tatsächlich zu beginnen.

 

Es kommt alles, wie es kommen soll.

Ich habe mich jedoch immer mehr in Yoga verliebt. Ich bemerkte, wie gut ich meinen Empfindungen und Gefühlen – wie sehr ich MIR SELBST – vertrauen konnte; dass es da KEIN FALSCH gab, wenn ich inmitten meines Mikrokosmos auf der Matte im Jetzt und bei mir angekommen war.

Ich merkte, wie ich sehen und teilweise fühlen konnte, was ein Mensch brauchte, wenn er/ sie zum Yoga kam.
Ich fühlte, dass ich viel weitergeben könnte, wenn ich bereit wäre, auch anzunehmen; dass ich Sicherheit erlangte, wenn ich vertraute. Dass es wichtig und richtig ist, dem Herzen zu folgen.

Ich gehe jedes mal reich beschenkt aus dem Yoga Unterricht hinaus.

Als ich ein kleines Kind war, fasste ich den Beschluss, im Herzen immer Kind zu bleiben und niemals zu verlernen, die Welt durch die Augen eines Kindes zu sehen; und ich wollte zaubern können!

Es gab Zeiten, da schien mir mein Herzenscredo zu entgleiten.

Yoga hat mich immer wieder back on track gebracht, hat mich gelehrt, dass meine Träume keine irrealen Hirngespinste sind, sondern Punkte auf der To Do – List meines Lebens, dessen einzige Chance auf Realisierung ich selbst und meine Kondition, meine Verfassung und Ausrichtung, bin. Ich kann also zaubern!

Yoga hat bei mir viel verändert und ins Rollen gebracht. Retrospektiv hat es mich aber nie überrumpelt. Es war immer alles klar und eine logische ( yogische ;-)) Folge. Nichts ist einfach „nur passiert“, „mir zugefallen“ oder „vom Himmel gefallen“.

Ich habe Yoga nicht nur “gemacht”, als ich es brauchte.
Yoga war irgendwie immer schon da, in mir und um mich, und es brachte immer die nötige Liebe und Geduld auf, just dann mehr in mein Wahrnehmungsfeld einzutreten und meine Seele zu nähren, wenn ich zum nächsten Schritt bereit war;
holte mich, wie jede/r gute LehrerIn dort ab, wo ich stand.
Als ich eines Tages das Zitat “Alles – das ganze Leben ist Yoga!” las, hatte ich somit wieder einmal eines dieser vielen “Ah, eh! – Erlebnisse”.

Ich mache Yoga schon lange nicht mehr. Yoga MACHT MICH!

HERZlichst,

Giselheid

Giselheid Weller

Yogatrainerin und Gründerin von Freshyoga, Mutter, Powerfrau und Energiebündel. Giselheid studierte Jazzgesang, unterrichtet Yoga seit 10 Jahren in Mödling. Sie bringt dich mit ihrer humorvollen Art und Weise Yoga zu unterrichten zum Schwitzen und gleichzeitig zum Schmunzeln.

Mehr Infos zu Giselheid und ihrem Yoga findest du hier:

FRESHYOGA